Geschichte

Die Gera-Meuselwitz-Wuitzer-Eisenbahn (GMWE) wurde am 12. November 1901 feierlich eröffnet. Sie war 31,2 km lang, hatte sechs Bahnhöfe, zwischen acht und zehn Haltestellen  und eine 2 km lange Stichbahn von Söllmnitz nach Cretzschwitz.

Die Initiative zum Bau der Bahn ging hauptsächlich von den Besitzern der um 1880 im Raum Meuselwitz erschlossenen Braunkohlegruben und von Geraer Unternehmern aus, die die Braunkohlenbriketts auf effektivem Weg beziehen wollten. Sie erhielten Unterstützung durch Kalkwerke und Gutsbesitzer entlang einer möglichen Strecke. Um die Details der Linienführung gab es einen langen Streit. Mit Preußen, Sachsen-Altenburg und dem Fürstentum Reuß jüngere Linie mussten sich zunächst drei deutsche Staaten einigen. Dazu kam der Protest der preußischen und sächsischen Eisenbahnverwaltungen, die den Bau jedoch nicht verhindern konnten. Sie erreichten aber, dass die Endpunkte der Strecke nicht in einem der Geraer Bahnhöfe und nicht in Meuselwitz lagen.

Der Güter- und Personenverkehr entwickelte sich bis zum Ersten Weltkrieg gut. Erst in den Nachkriegsjahren stagnierte der Verkehr. Ende 1920 musste die GMWE Konkurs anmelden und bereitete die Insolvenz vor. Geraer Industrielle ergriffen die Initiative und übernahmen die Bahn, da sie sich der Bedeutung der Strecke bewusst waren.

Die Bahngesellschaft hatte die Strecke in Meterspur gebaut und als einen Endpunkt den an der Strecke Zeitz–Altenburg vorhandenen Bahnhof Wuitz-Mumsdorf gewählt und erreichte, dass der andere Endbahnhof Gera-Pforten mit der seit 1892 bestehenden ebenfalls meterspurigen Geraer Straßenbahn verknüpft werden konnte. In rund zwei Dutzend Geraer Fabriken legte die Straßenbahn separate Anschlussgleise und schuf damit die Voraussetzung für einen äußerst effektiven Gütertransport. Die Güterwagen konnten ohne jedes Umladen von der Brikettfabrik über die Schmalspurbahn und die Geraer Straßenbahngleise bis an die Kohlenbunker der Fabriken gelangen.

Diese Transporttechnologie war nach dem Zweiten Weltkrieg, als die innerdeutsche Grenzziehung die sowjetische Zone von der Steinkohle abschnitt, von enormer Bedeutung. Die GMWE sicherte den Kohletransport nach Gera und wurde so vor Demontage (als Reparationsleistung für die Sowjets) verschont. 1949 wurde die GMWE von der Deutschen Reichsbahn übernommen.

Von 1946 bis Anfang der fünfziger Jahre wurden bis zu neun Züge täglich mit Braunkohle nach Gera-Pforten und von dort in die einzelnen Fabriken gefahren. Diesen effektiven Transport gab es bis 1963, wobei ab 1958 die Mengen stark nachließen, da die Lagerstätten im Meuselwitzer Revier erschöpft waren.  Von da an rutschte die Bahn in die roten Zahlen. Neben der Kohle und saisonalen Gütern der Landwirtschaft wurden Kalk, Ziegelsteine und Kies transportiert. Ein bei Kayna liegendes und auf Bahnabfuhr angewiesenes Kieswerk wurde schon beim Bau der Bahn erschlossen.

Der Personenverkehr wurde von der GMWE zumindest bis zum Zweiten Weltkrieg nur widerwillig betrieben. Es gab Beschwerden wegen Unpünktlichkeit, mangelhaftem Zugangebot, fehlender Toiletten und Unsauberkeit der Fahrzeuge. Bis 1953 verkehrten nur Güterzüge mit Personenbeförderung. Das bedeutete, dass der Zug überall dort, wo er Güterwagen aufnahm oder absetzte auch lange Aufenthaltszeiten hatte.Nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Eisenbahn für den starken Berufsverkehr und die ”Überlandfahrer” zum Hauptverkehrsmittel wurde, stieg der Personenverkehr auch auf der GMWE stark an. Die Zahl der Personenwagen war hingegen seit den Anfängen nahezu konstant geblieben. Konsequenz: Reisen im Packwagen wurde Normalität. Im Sommer 1948 mussten sogar mit Bänken bestückte G-Wagen für die Reisenden genügen. Nach der Übernahme durch die Deutsche Reichsbahn ab 1949/50 wurden aus dem Harz und von den südthüringischen Meterspurbahnen Reisezugwagen umgesetzt. Mit zunehmender Motorisierung und dem Einsatz von leistungsfähigen Bussen mit höheren Sitzplatzkapazitäten ging die Nutzung der Bahn im Personenverkehr drastisch zurück. Es fuhren immer weniger Züge; in den letzten Betriebsjahren zwischen Pölzig und Wuitz-Mumsdorf nur noch ein Zugpaar. Zudem fiel die Reisegeschwindigkeit wegen schlechter Streckenunterhaltung im Schnitt auf 6–8 km/h. 1912 war der Frühzug Wuitz-Mumsdorf – Gera-Pforten zwei Stunden und sechs Minuten unterwegs; der gleiche Zug ein halbes Jahrhundert später benötigte eine halbe Stunde mehr, obwohl er unterwegs keine Güterwagen an- oder absetzte. Bis 1969 sank die Reisegeschwindigkeit unter jedes zumutbare Maß. Damit war das Ende der Bahn abzusehen.

Seit Mitte der sechziger Jahre bestand – außer der Kiesabfuhr – kein Bedarf mehr für die Bahn. Die Stilllegung der Strecke war im Verkehrsplan des Bezirkes Gera für das Jahr 1970 vorgesehen. Ein starkes Unwetter am Nachmittag des 03. Mai 1969 besiegelte das Ende der Bahn. Der Bahndamm bei Gera-Pforten wurde unterspült, die Gleisanlagen des Bahnhofs waren in Geröll und Schlamm versunken. Auch die Fahrzeuge standen bis zu den Achsen im Schlamm. Die Deutsche Reichsbahn beantragte am Folgetag die Einstellung des Verkehrs. Nach notdürftiger Reparatur einiger Gleise und Weichen fuhren am 19. Mai 1969 drei Loks, fünf Personen- und sieben Güterwagen als letzter Zug zur Abstellung nach Wuitz-Mumsdorf. Bis zum 28.12.1969 wurde noch der Güterverkehr zwischen Wuitz-Mumsdorf und dem Quarzwerk Kayna aufrecht erhalten, bevor am 31.12.1969 nach 68 Jahren, der gesamte Verkehr eingestellt wurde.